Rock den Himmel, mein Held (German Edition) by Ines Gillmeister

Rock den Himmel, mein Held (German Edition) by Ines Gillmeister

Autor:Ines Gillmeister [Gillmeister, Ines]
Format: epub
veröffentlicht: 2019-04-20T16:00:00+00:00


Die Tage vergingen, das Unwohlsein leider nur bedingt. Noch immer kämpfte der Held mit Schmerzen, und ich versuchte, an alternative Schmerzbehandlungen heranzukommen. Wir redeten kaum noch über supertolle Zukunftsvisionen, vielmehr über symptomatische Behandlungen, palliative Dinge und ob es Sinn machte, sich mit dem Thema Hospiz zu beschäftigen.

Die Hilflosigkeit machte mich fertig, und weil ich schon immer ein Mensch war, der nicht NICHTS tun kann, plante ich eine neue Aktion, um Aufmerksamkeit für die DKMS zu erregen und um sie finanziell zu unterstützen. Denn selbst wenn es für uns vermutlich zu spät war (wobei wir nicht bereit waren, die Hoffnung endgültig zu begraben), so konnten wir wenigstens anderen Menschen helfen, ihre Lage zu verbessern. Also organisierte ich eine Auktions-Aktion zugunsten der DKMS, für die ich einige Kooperationspartner gewinnen konnte. Wieder überwältigte mich die Großzügigkeit, mit der mich manche der Sponsoren unterstützten. Ich rief die Leser meines Blogs dazu auf, ebenfalls mitzumachen und alles zur Versteigerung anzubieten, was ihnen einfiel: Genähtes, Gebautes, einmal Hecke stutzen, ein privater Live-Auftritt der eigenen Band, eine ausgefallene Geburtstagstorte. Egal was. Der Erlös sollte zu einhundert Prozent an die DKMS gehen, und mein Ziel war es, zwanzig neue Typisierungen zu finanzieren, sprich siebenhundert Euro einzunehmen.

Während ich viele Firmen anschrieb und um Sachspenden bat, nahm Kunibert das zum Anlass, sich erneut in den Vordergrund zu drängen. Simons Schmerzen wurden schlimmer und der Onkologe stellte fest, dass unser Held Wasser im Brustkorb hatte. Um schlafen zu können, nahm Simon nachts Morphin. Die Ärzte brachen die Erhaltungstherapie, die so wenig brachte, ab und setzten eine neue Chemotherapie an. Zusätzlich bekam unser Held an einigen Tagen pro Woche hochdosiertes Kortison, was ihn unruhiger schlafen ließ. Hallo Plan C.

Trotz allem ging Simon weiterhin arbeiten, wenn auch mit einer Stundenreduzierung. Unser Held wollte, so lange es ging, seinem Job nachgehen. Gerade erst hatte er neue Dienstkleidung bekommen, auf die er ganz stolz war. Jacken, Hosen und Hemden – überall stand »Simon Gillmeister« drauf. Dass er die Sachen niemals tragen würde, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

An einem Wochenende hatten wir unser letztes Date außerhalb der Wohnung. Trotz Schmerzen und allgemeiner Schwäche gingen wir aus. Erst shoppen, was er schon immer lieber mochte als ich. Dafür fuhren wir beide für unser Leben gern Rolltreppe. Ich stand dabei stets eine Stufe über Simon, und wir umarmten und küssten uns. Ich steckte meine Hände jedes Mal in seine Hosentasche, um ihn näher an mich zu ziehen, und Simon hielt mein Gesicht oder umfasste mich. Bei wirklich jeder Rolltreppe, schon immer. Es war vorgekommen, dass wir das Ende der Treppe verpassten und stolperten. Das waren Momente des Glücks für uns. An diesem Tag fuhren wir zwanzig Minuten lang auf derselben Rolltreppe, erst rauf, dann runter und wieder rauf. Die Menschen, die an diesem Tag unterwegs waren und uns sahen, hielten uns bestimmt entweder für verrückt oder für frisch verliebt. Es stimmte, wir waren beides.

Am Abend gingen wir essen, Pasta und Steak. Für Simon gab es Muscheln als Vorspeise. Wir freuten uns über das leckere Essen, wussten unsere Kinder in guten Händen und genossen den Abend.



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